Bild Pardubice 2025Kürzlich am Tegernsee gelang FM John Heinrich seine erste IM-Norm. In Vorbereitung auf die Jugend-Weltmeisterschaft führte ich mit John ein fast einstündiges Interview. Als Nichtjournalist unterschätzt ich aber die Arbeit, das gesprochene Wort in Text zu gießen. Hier kommt der erste Teil, ich hoffe dass der zweite Teil nicht mehr so lange auf sich warten lässt.

Die Jugend-Weltmeisterschaft ist lange beendet und John macht in seinem Schachjahr weiter. Vom großen Ziel IM-Titel hat er nun die erste Station erreicht. Bei der sächsischen Meisterschaft der Männer wurde er um den Hauch von 1,5 Buchholzpunkten auf den zweiten Platz verwiesen, damit qualifizierte er sich für die Tielnahme am Dähne-Pokal. 

Nun also zum Interview, die Fotos wurden mir von John Heinrich zur Verfügung gestellt.

Hallo John, du fährst zur Weltmeisterschaft. Erzähle mal kurz wann und wo die Weltmeisterschaft stattfindet und wie du dich dafür qualifiziert hast.

Die Weltmeisterschaft beginnt am 3. Oktober von da an sind es dann zwölf Tage dabei elf Runden ein Ruhetag nach der sechsten Runden. Sie findet in Albanien statt in einem Hotel am  Strand, da freu ich mich auf jeden Fall da es eine coole Location ist. Qualifiziert habe ich mich durch die deutsche Einzelmeisterschaft u18 dieses Jahr, wo ich jetzt das letzte Mal teilnehmen durfte. Da ich jetzt der 07er Jahrgang bin und noch einmal die Chance hatte in dem Jugendturnier mitzuspielen. Es war eine relativ lange Reise. Ich hab die Sachsenmeisterschaft, für die ich gesetzt war, zum Glück abgeräumt mit sieben Punkten aus sieben Runden. Dann war ich wieder bei der Deutschen Einzelmeisterschaft U18 gesetzt. Da lief es dann auch sehr gut, ich konnte meinen Setzlistenplatz als Nummer drei behaupten. Damit war dann klar, dass ich mir als Dritter selbst aussuchen darf, ob ich auf Selbstzahlerbasis ob ich zur EM oder zur WM fahren möchte. Da habe ich mich dann für die WM in Albanien entschieden.

Es ist nicht deine erste Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft. Kannst du uns kurz von deinen Erfahrungen bei der Weltmeisterschaft erzählen?

Vor 2 Jahren war ich schonmal bei der Weltmeisterschaft. 2023 habe ich bei der deutschen Meisterschaft den vierten Platz belegt, aber da vor mir drei Ukrainer einkamen, war ich damit quasi deutscher Meister. Damit wurde ich durch den deutschen Schachbund für die Weltmeisterschaft gesetzt. Das war natürlich eine Riesenchance und die fand in Italien statt. Der Ort hieß Monte Silvano, das hab ich tatsächlich noch im Kopf, und war zu dem Zeitpunkt einfach ein Riesenevent für mich. Damals war ich auch noch nicht so stark wie ich jetzt bin, hatte ich noch keinen FM-Titel sondern war so bei einer 2200, grob gesagt. Das war mich sehr, sehr cool, weil auf der einen Ebene eben einfach die Atmosphäre dort super war, man muss sich vorstellen dass man ein Riesenspielhalle, sogar dass, was natürlich jetzt mittlerweile verschärft ist, eine so eine Schranke hatte wo man durch musste, um auszuschließen, dass etwas mit Cheating passiert. Es waren gefühlt 40 Schiedsrichter im ganzen Raum verteilt. Ich hatte tatsächlich in Runde 2 auch dann die Erfahrung, dass wir wegen dreimaliger Stellungswiederholung mit dem FIDE-Arbiter richtig in Kontakt gekommen sind. Mein Gegner hatte dreifache Stellungswiederholung reklamiert, die nicht ganz klar war, weil wenn man nach längeren Zugfolgen eine Wiederholung hat, ist das als Mensch manchmal nicht klar, ob das wirklich dreifach war. Wir sind  dann in einen Seitenraum gegangen, und haben da untersucht ob das wirklich Remis ist. Es stellte sich heraus, dass mein Gegner Recht hatte. Das war auf jeden Fall coole Erfahrung.

Es war natürlich auch sehr schön, weil ich die Möglichkeit hatte dann mit Bernd Völker zu trainieren. Er hat mir bei der Vorbereitung und bei der Nachbereitung geholfen. Der größte Teil lag natürlich trotzdem noch bei mir selbst, aber es ist ganz gut wenn man eine Art Coach oder Mentor hat, der einen so ein bisschen in die Richtung lenken kann, was man spielen sollte. Er hat mir auch seine Erfahrungswerte mitgegeben, weil er hat ja selbst auch schon an zahlreichen Turnieren teilgenommen hat.

Ich war dort mit meinem Vati da und das ging auch über 2 Wochen. Es war einfach ein schöner Aufenthalt, weil es sich natürlich hauptsächlich absolut um Schach gedreht hat, aber man trotzdem auch noch genug Zeit zur Entspannung hatte. Man war schon sehr ausgelaugt vom Schach, aber konnte trotzdem seine Nerven gut behalten.

Bei so einem Turnier gewinnt, meiner Meinung nach, dann auch wirklich der beste Spieler. Egal in welcher Form man ist, man muss eben Tag für Tag abliefern und dann setzt sich meistens auch einfach der Beste durch. Für mich war das halt einfach eine riesige Erfahrung. Vor zwei Jahren hatte ich gar kein Ziel, einfach dabei sein war alles.

Ich war da in derselben Altersklasse wie Leonardo Costa, Bennet Hagner und Marius Deuer, die zu dem Zeitpunkt schon alle IM waren. Das war damals die Prinzen-Truppe, die wurden auf einem ganz anderen Level vom Deutschen Schachbund gesponsort. Costa hat den dritten Platz bei der WM geholt. Ich habe den mit Sicherheit 40. Platz belgt und die anderen beiden müssen irgendwas in den Dreißigern gewesen sein. Also waren die auch nur knapp vor mir und für mich war es natürlich ein Riesenergebnis. Ich fand immer, dass es relativ gut klang, bei einer Weltmeisterschaft 40 von 150 Leuten zu sein. Es war beeindruckend zum ersten Mal den Deutschen Schachbund zu vertreten, was mir vorher noch nie so bewusst geworden ist. Sonst habe ich Sachsen vertreten oder hab meinen kleinen Lengefeld-Vereinen. Aber dort hab ich dann wirklich das Deutschland Trikot angehabt und das war natürlich dann schon noch aber was Besonderes. Gleichzeitig habe ich eben genauso Sachsen und mein Verein hier zuhause weitergegeben und das ist natürlich dann auch eine unglaubliche Ehre dann da so weit oben zu stehen. Ich hab ja angefangen genau wie alle anderen im Kreis zu spielen und habe mich halt nach und nach manchmal habe ich ein, zwei Versuche mehr gebraucht, mich da hochgearbeitet und diese selbst …

Darf ich mal kurz unterbrechen? Du fängst jetzt schon von deinem Werdegang an. Vielleicht mal mit der Geschichte vom Flughafen anfangen.

Meine Strategiespiel-Karriere ging eigentlich damit los, dass ich als ich ganz klein war mit meiner Uroma Strategiespiele gespielt habe Mühle und Dame. Da war ich vielleicht fünf Jahre alt. Am Anfang wurde ich natürlich abgezogen, aber umso öfter wir gespielt haben, umso besser bin ich geworden und am Ende mussten sich meine Oma geschlagen geben.

Dann kam natürlich der absolute Glücksfall. Eigentlich war es erstmal Pech. Am Flughafen ist der Flug ausgefallen und wir mussten 8 Stunden auf den Nächsten warten. Das war natürlich eigentlich ein absoluter Albtraum, weil ich ein kleines Kind war, erst 7 oder 8 oder so. Meine Eltern haben sich auch so gedacht, ja was machen wir den jetzt. Mein Vater ist auf die Idee gekommen, wir gucken mal ein bisschen in die Läden und dann haben wir wirklich so ein kleines Mini-Schachbretts so ein magnetisches gefunden was man so aufklappen konnte und dass dann so hält. Da hatten wir so viel Zeit am Flughafen und ich hab mich dafür interessiert, dass mein Vater mir einfach die Regeln beigebracht hat. Wir haben mal eine Runde gespielt. So begann das eigentlich. Mir hat das einfach Spaß gemacht, ich habe mich dafür interessiert und dann hatten wir natürlich auch zu Hause auch schon ein Schachbrett da. Das hat natürlich geholfen und dann hab ich gegen meinen Vater bisschen gespielt, dann kam mein Opa auch noch mit dazu weil er die Regeln auch kann und spielen konnte. Das war eigentlich die Anfangsphase, das erste Viertel- oder halbe Jahr hab ich gegen die beiden bisschen gespielt.

Meine Mutti ist dann auf die Idee gekommen nach Vereinen zu recherchieren. So sind wir eben nach Lengefeld gekommen, weil hier in der Nähe Zschopau gab's einfach nichts und das nächste was eben in der Nähe was irgendwie Nachwuchs gemacht hat war eben bei uns Lengefeld. Da bin ich halt eben das erste Mal aufgetaucht und wurde natürlich da auch sehr gut aufgenommen. Gut jetzt in dem Verein ist ganz klar ist jetzt nicht mehr so die Zukunft für mich persönlich da, aber dort in dem Moment war es perfekt, weil Lengefeld mir einfach den Spaß am Schach gezeigt hat.

Bild 2016Ich muss ehrlich sagen, der größte Fortschritt der bei mir gekommen ist, kam nicht durch das Training dort, sondern das, was ich selbst gemacht habe und das ist bei jedem Spieler so. Man kann sich nur durch eigenen Fleiß belohnen, aber das ist eben auch ein Grundbaustein genauso wie bei mir meine Familie, wie mein Vati, wie mein Opa in diesen Spaßfaktor einfach gelegt und deswegen war das nie Druck für mich und deswegen konnte ich mir das gerade einfach selbst aneignen und hab da Spaß dran gehabt genau und dann begann das eigentlich so im Verein Lengefeld. Da habe ich mich im Verein einfach so langsam ein bisschen hochgearbeitet. Man hatte bestimmte Mitspieler, Freunde die einfach ganz klar hatten Gegner der hat ne 1200 und irgendwann hatten wir eben einen Event der hatten 1800 bis hoch zum .

Uns Außenstehende hat ja immer die Lengefelder T-Shirts-Strategie fasziniert, ob du ein Läufer-T-Shirt tragen durftest oder ein Springer-T-Shirt.

Die T-Shirts veranschaulichen das hocharbeiteten. Wenn du noch besser wurdet bekamst du einen Stern, ab 1555 kriegen wir die Jacke. Die verschiedenen Diplome haben wir auf jeden Fall auch geholfen. Ich habe mich weiterentwickelt, indem ich selber was gemacht habe, hauptsächlich eigentlich online. Ich habe einfach Zeit reingesteckt und das hat sich ausgezahlt, weil man eben ganz klar im Verein gemerkt, dass ich dann einfach mehr wissen hatte.

Ab wann hast du angefangen online zu spielen?

Also ich denke wenn ich nach vielleicht einem Jahr oder so war ich im Verein und da habe ich wirklich aktiv online was gemacht.

Auf Lichess oder chess.com?

Ich habe ganz normal mit Lichess angefangen, weil ich Franko gesagt hatte: „Taktik, Taktik, Taktik“. Da habe ich fast nur Aufgaben gemacht. So ging das dann eigentlich los. Dann kam die Corona-Zeit ,da ging halt der online-Boom dann absolut ab und da bin ich dann auch absolut in die Szene reingerutscht, muss ich sagen.

Kannst du uns vielleicht einen Tipp geben, auf welchen online Plattform bist du denn unterwegs wenn du richtig trainieren willst.

Wenn ich wirklich hart trainieren möchte eigentlich auf drei Plattformen unterwegs. beziehungsweise die auf zwei. Plattform eins ganz klar Chessbase, Das kommt jetzt bisschen darauf an ab welchem Level aber ich würde sagen wenn man jetzt über 1800 DWZ hat, also als fortgeschrittener Amateur, dann würde ich schon empfehlen mit Chessbase zu arbeiten und dann wirklich richtige Analysen zu machen. Man kann natürlich auch Lichess oder chess.com benutzen, aber das würde ich wirklich als Tool zum Spielen benutzen. Man kann dort auch auch Taktikaufgaben machen, das finde ich aber ein bisschen grenzwertig. Lichess ist in Ordnung, aber auf chess.com würde ich keine Taktikaufgaben machen, weil die Modi dort keinen Sinn ergeben, wenn man sich taktisch weiterentwickel will.

Bei mir ist es so ich mach Taktikaufgaben eigentlich in dem ich mir wirklich gewisse Aufgaben raussuche. Ich hab mein Fokus jetzt so ein bisschen mehr so auf Studien gelegt will mir verschiedene IMs und GMs geraten haben, tiefere Aufgaben zu lösen, wo du wirklich bestimmte Motive mitnehmen kannst. Weil ab einem bestimmten Level kennt man die Basic Motive und dann muss man ihre tiefere Sachen berechnen und das ist wichtig. Was ich jetzt als App noch empfehlen kann wäre dann ChessTempo, die würde ich bei Taktikaufgaben auf Nummer 1 setzen. Wenn ich jetzt ein  Ranking machen müsste ChessTempo, dann Lichess und chess.com.

Ich hab jetzt auch Turnier mitgespielt und da meinte auch ein aufstrebender Spieler dass er mit KillerChess arbeitet. Sagt mir persönlich nichts, aber schreib ich auch mal auf meine Liste.

 

<<<<Wird fortgesetzt>>>>