„Schach ist für mich Kampf“ – Ein Gespräch über Bücher, Training und Vorbilder
Frage: Du hast gesagt, dass du wenig mit Büchern gearbeitet hast. Gibt es trotzdem eines, das du empfehlen würdest?
Antwort: Ganz am Anfang habe ich tatsächlich mit dem alten Klassiker ABC des Schachspiels gearbeitet. Das ist das einzige Buch, das ich wirklich komplett durchgearbeitet habe.
Generell würde ich jedem raten, mit einem Buch zu arbeiten – aber es muss eines sein, das Lust auf Schach macht. Bei mir waren Eröffnungen immer ein großes Thema, weil man dort den Fortschritt direkt sieht. Bei anderen Bereichen ist das oft nicht so klar.
Frage: Hast du eine Empfehlung für Spieler bis etwa 2000 Elo?
Antwort: Ja, die Tigersprung-Reihe ist für mich bis zu dieser Spielstärke unschlagbar. Das empfehle ich auch meinen Schülern.
Aktuell versuche ich selbst wieder mehr mit Büchern zu arbeiten, um flexibler zu trainieren. Ich bin gerade bei Jacob Aagaard hängen geblieben – auf den setzen auch viele indische Spieler. Ich starte jetzt mit seiner Grandmaster-Preparation-Serie.
Frage: Du hast erwähnt, dass Visualisierung für dich eine Herausforderung ist. Wie gehst du damit um?
Antwort: Tiefe Berechnungen und Visualisierung sind auf hohem Niveau entscheidend. Ich muss ehrlich sagen: Wenn ich die Stellung nicht vor mir sehe, fällt es mir schwer, alles im Kopf zu berechnen. Mit Brett vor mir ist das kein Problem, aber rein im Kopf wird es schwierig.
Es gibt Tests dazu, zum Beispiel in Trainingsvideos, wo man Züge immer weiter vorausdenken muss – zwei, drei, vier Züge. Das finde ich sinnvoller als reine „Stellung aufsagen“-Übungen.
Frage: Wer ist dein schachliches Vorbild?
Antwort: Ganz klar: Maxim Vachier-Lagrave. Seine kämpferischen Partien haben mich begeistert. Ich spiele mittlerweile dieselben Eröffnungen wie er – mit Schwarz Grünfeld gegen d4 und mit Weiß seine typischen Systeme.
Ich habe ihn sogar schon persönlich getroffen. Das war eine tolle Erfahrung – Autogramm inklusive.
Frage: Wie sieht ein typischer Tag bei einem großen Turnier aus?
Antwort: Frühstück ist Pflicht, wenn ich unterwegs bin. Vor der Partie versuche ich, so lange wie möglich zu entspannen. Vorbereitung dauert bei mir ein bis zwei Stunden, je nach Gegner. Nach der Partie ist Abschalten wichtig – rausgehen, spazieren, manchmal eine Serie schauen.
Sport gehört auch dazu: Joggen oder ein kurzes Workout, um den Kopf freizubekommen.
Frage: Wie organisierst du dein Schachjahr?
Antwort: Ich plane etwa 50 % Turniere und 50 % Training. Nach dem Abitur habe ich gemerkt, wie wichtig Spielpraxis ist. Ich versuche zwei bis drei Turniere pro Monat zu spielen, manchmal wird es nur eins. Dazu kommt Training zu Hause und Unterricht für meine Schüler.
Frage: Gibt es eine Partie, an die du dich besonders gern erinnerst?
Antwort: Da gibt es mehrere. Eine war eine Partie mit 99 % Genauigkeit gegen einen Gegner mit 285 Elo mehr – das war eine Riesenleistung. Aber ich liebe auch schöne Angriffspartien, wo ich den Gegner komplett zerlegt habe.
Ich kann dir gern eine Partie als PGN mit meinen Kommentaren schicken.
Frage: Wie war die Vereinbarkeit von Schule und Schach für dich?
Antwort: Ehrlich gesagt schwierig. Ich habe während der Schulzeit nur drei Turniere gespielt, weil es kaum Freistellungen gab. Ich finde es okay, dass Schule Vorrang hat, aber ein bisschen mehr Flexibilität und Anerkennung für Schach als Leistungssport wäre wünschenswert.
„Schach ist kein Fußball – 99,9 % machen später einen normalen Beruf.“
FM John Heinrich arbeitet in seinem Schachjahr auch als Trainer hier kannst man den Kontakte herstellen: John Heinrich,
In diesem Jahr nahm der Autor mit John Heinrich am Sommer-Open in Prag teil und konnte von seiner Expertiese profitieren:
https://sv-markneukirchen.de/2025/08/11/mit-fm-vorbereitung-zum-sieg/
Auch bei einem Turnier in Berlin kam der entscheidedende Tipp von John:
https://sv-markneukirchen.de/2025/08/28/mit-schottisch-zum-erfolg/
John selbst wählte folgende Partie zum Zeigen aus:
https://sv-markneukirchen.de/2023/12/22/john-heinrich-gregen-christoph-dahl/
