Deutsche SpielerVom 28.08. bis zum 05.09. wurde in Malenovice/CZ die EU-Schachjugendmeisterschaft in den Altersklassen U8, U10, U12 und U14 ausgetragen, wozu sich 107 Spieler aus 15 Nationen eingefunden hatten. Der tschechische Schachbund hatte dabei mit einem Hotel in schöner und ruhiger Halbhöhenlage in den Beskiden und großzügigen Spielsälen beste äußere Bedingungen geschaffen.

Dabei ist insgesamt die sehr professionelle Organisation der tschechischen Schachfreunde hervorzuheben: alle Partien wurden live im Internet übertragen, für alle Spieler gab es ein Turnier-T-Shirt, eine Urkunde und eine Platzierungsmedaille, für die 8 Goldmedaillengewinner (Mädchen und Jungen spielten in ihrer Altersklasse zusammen, wurden aber getrennt ausgewertet) jeweils ein Laptop, nach jeder Runde wurde die jeweils beste Partie in jeder Altersklasse ausgezeichnet.

Während manche Nationen wie z.B. die rumänische Delegation relativ zahlreich vertreten waren, waren andere Nationen nur in ausgewählten Altersklassen oder gar nicht präsent. Die deutsche Delegation war nur für die Altersklasse U8 besetzt, mit Ruben Lutz (USV TU Dresden) und Momchil Kosev (SK Erfurt), die im Übrigen hervorragend vom Landesjugendtrainer Thüringen, Raiko Siebarth, betreut wurden, wobei insgesamt in der U8 16 Jungen und 10 Mädchen an den Start gingen.

Die alphabetisch ausgeloste 1.Runde ergab aus deutscher Sicht gleich 2 schwere Paarungen: Momchil an Brett 1 gegen die ELO Nr. 1, Andrei Bulgariu (ELO:1575) und Ruben an Brett 3 gegen den ungarischen Vertreter, Jaro Benjamin (ELO:1476). Momchil brachte seinen rumänischen Kontrahenten dabei schwer ins Schwitzen, musste am Ende aber doch die Segel streichen. Ruben stand gegen seinen spielstarken Gegner, der am Ende auch die Silbermedaille gewinnen sollte, lange Zeit stark unter Druck, hielt die Partie aber trotz Minusbauern offen und konnte mit einer Endspielfalle gar den Sieg davontragen. Die 2.Runde erbrachte für Ruben den nächsten Sieg, wobei auch Momchil seinen ersten Punkt sicher einfahren konnte.

In der 3.Runde konnte Ruben am Spitzenbrett gegen den späteren Goldmedaillengewinner, Andrei Bulgariu, die Partie ausgleichen, spielte dann aber zu respektvoll und unterlag am Ende verdient, während Momchil mit einem weiteren Sieg zum Vorderfeld aufschließen konnte. Zwischenfazit nach dem ersten Turnierdrittel bei der U8: ein äußerst umkämpftes Turnier, kaum eine Partie dauert weniger als 2 Stunden, noch kein einziges Remis und dabei ein hohes Teilnehmerniveau, vor allem in der Eröffnung und im Mittelspiel.

In der 4.Runde fand Ruben kein Mittel gegen seinen bis ins Mittelspiel gut vorbereiteten Gegner und musste abermals eine Niederlage quittieren, während Momchil mit einem schönen Sieg gegen die spätere Bronzemedaillengewinnerin, für die er auch mit dem Preis für die beste Partie ausgezeichnet wurde, seinen dritten Punkt in Folge einfahren konnte. Die 5.Runde war aus deutscher Sicht der Knackpunkt in diesem Turnier: beide Spieler erreichten dank toller Vorbereitung durch Raiko Siebarth genau die angestrebten Stellungen, wobei Momchil auf der langen Diagonalen leider die Dame und damit die Partie einstellte und Ruben nach zunächst schöner Partieführung seine erspielte Gewinnstellung gegen die spätere Silbermedaillengewinnerin zu zögerlich behandelte und am Ende zwar im angestrebten Bauernendspiel mit Mehrbauern landete, das infolge des gedeckten gegnerischen Freibauerns jedoch nicht mehr zu gewinnen war.

In der 6.Runde kam Ruben gegen einen eröffnungstheoretisch bestens präparierten Gegner nicht über ein abermaliges Remis hinaus, während Momchil mit einem übereilten Königsangriff scheiterte und verlor. In der 7.Runde profitierte Momchil von einem Einsteller seines Gegners – damit 4/7 – während Ruben dem stark vorgetragenen Angriffswirbel seines litauischen Gegners nichts entgegenzusetzen hatte. In der 8.Runde fand Momchil nach zunächst überlegener Stellung nicht das rechte Konzept gegen den schwungvollen Gegenangriff seines Gegners und musste sich diesem beugen, während Ruben diesmal einen ungefährdeten Sieg erringen konnte.

In der Schlussrunde konnte Momchil trotz Minusbauern das Remis halten – somit 4,5/9 und Platz 10 bei den Jungen – während Ruben durch eine gelungene Eröffnungsfalle die Weichen früh auf Sieg stellte und das Turnier mit 5/9 auf Platz 7 bei den Jungen in der oberen Tabellenhälfte zufriedenstellend abschließen konnte.

Bemerkenswert bei der U8, dass alle 5 rumänischen Starter auf den Medaillenplätzen landeten, ergänzt durch Benjamin Jaro/Ungarn auf Platz 2 bei den Jungen. Insgesamt räumte die rumänische Delegation 1/3 aller Medaillen ab (3 Gold/1 Silber/4 Bronze), gefolgt vom Gastgeber Tschechien (1 Gold/2 Silber/3 Bronze), denen Frankreich und Ungarn mit je einer Gold- und Silbermedaille folgten, ferner Lettland mit 1xGold und 1xBronze, Bulgarien mit 1xGold (WFM Gabriela Antova gewann überlegen das U12-Turnier), Polen mit 2 x Silber und Litauen mit einmal Silber.

Hervorzuheben war bei allem Wettkampfgeist die stets sportliche und freundschaftliche Atmosphäre der Delegationen untereinander, die diese EU-Meisterschaft zu einem wirklichen Schachfest werden ließen. Bezogen auf die schwerpunktmäßig verfolgte U8-Meisterschaft kann gesagt werden, dass das starke Niveau, welches einige Nationen, wie z.B. Rumänien oder Gastgeberland Tschechien, auch in der Breite repräsentierten, eine entsprechende Messlatte für unsere Spieler und Spielerinnen darstellt.