Zum sechsten (und vorerst letzten) Mal hintereinander fand die DLM in Hannover statt. Das Sachsen-Team verfuhr nach dem Motto „Getrennt marschieren – vereint zuschlagen“: Während ich von Leipzig aus mit Tessa, Heike, Alex und ab Magdeburg noch mit Roman fuhr, traf die Dresdner Fraktion mit Richard, Konstantin, Ruben und Mirjam separat und pünktlich zum Küchenschluss ein. Leo war noch anderweitig beschäftigt, so dass er zur ersten Runde nicht zur Verfügung stand. Etwas erstaunt war ich, als wir uns nach Veröffentlichung der Setzrangliste auf Platz 2 wiederfanden. Die Abstände nach unten (z.B. 90 DWZ-Punkte auf Baden 2 an 12) waren jedoch wesentlich geringer als der Abstand zum großen Favoriten Baden 1 (140 DWZ-Punkte).

In Runde 1 trafen wir auf Sachsen-Anhalt, die in dieser Runde ebenfalls nur zu siebt antraten. Der 5:2-Endstand täuschte ein wenig darüber hinweg, dass das Match zwischenzeitlich zu kippen drohte: Konstantin, Richard und Mirjam fuhren zwar souveräne Siege ein, doch die Niederlagen von Alex (aus Gewinnstellung heraus) und Tessa in Zusammenhang mit der schlechten Stellung von Heike und einem heftigen Wackler von Ruben hätten durchaus einen Mannchaftspunkt kosten können.

Zur zweiten Runde konnten wir dann vollzählig antreten. Gegner war Rheinalnd-Pfalz, gegen die wir in all den Jahren in Hannover noch nie gewonnen hatten. Und auch diesmal lief es nicht optimal: Ruben ließ billige Taktik zu und spielte danach auch noch zu passiv. Alex ließ seinen Gegner aus klar besserer Stellung noch entschlüpfen (wandelte sogar ein paar Züge lang am Abgrund). Dazu kam, dass Richard recht schnell mit dem Rücken zur Wand stand. Mirjam ließ zu allem Überfluß eine sich eher zufällig bietende taktiche Möglichkeit aus. Wenigstens gewannen Konsti und Heike sicher. Dennoch sah es beim Stand von 3½:3½ eher nach einer Niederlage aus, denn Leo verwaltete eine Verluststellung. Mit Geschick und etwas Glück konnte er sich noch ins Dauerschach retten.

In der Nachmittagsrunde trafen wir nun auf Hessen. Hier galt es, das 2:6 aus dem Vorjahr zu revidieren. Und es ging auch gleich gut los: Tessa gewann mit Schwarz in neun (!) Zügen. Alex und Richard standen recht bald gut. Leo hatte zwar zunächst einige Probleme, konnte dann aber seinen sieben Jahre jüngeren (!) Gegner Stück für Stück überspielen. Die restlichen Bretter waren in etwa ausgeglichen. Zwar unterlief Leo noch ein Einsteller, der ihn die Partie kostete, doch ansonsten wurden die potenziellen Punkte eingesammelt. Beim Stand von 4:2 sah es kurzzeitig sogar nach 6:2 aus (Mirjam stand auf Gewinn, Heike lehnte gerade Remis ab), doch letztendlich wurde ein 5½:2½-Sieg fixiert.

Mit 5 MP waren wir nun Dritter hinter Baden und Berlin. Gegner in Runde 4 waren die direkt hinter uns gesetzten Niedersachsen. Auch hier gingen wir schnell in Führung, da Mirjam trotz eigenwilliger Eröffnungsbehandlung einen erfolgreichen Mattangriff startete. Diesmal folgte jedoch der Ausgleich auf dem Fuß: Leo wurde strategisch ausgeknockt. Nichtsdestotrotz blickten wir optimistisch in die Zukunft: Alex, Ruben und Heike standen klar besser, Konstantin konnte ohne Verlustgefahr Gewinnversuche ansetzen. Bei Richard brannte das Brett. Einzig Tessa stand richtig schlecht. Doch für diesen Tag waren wir nicht mit Caissa im Bunde: Heike bremste ein, Alex und Ruben fanden jeweils den Gewinn nicht. Richard, der zwischendurch breit gestanden hatte, hatte sich auch eine Gewinnstellung erarbeitet, fand aber den Weg zur Umgehung des Dauerschachs nicht. Tessa hatte unterdessen folgerichtig verloren. 3:4 also, aber bei Konstantin war bei L+3B vs S+3B nicht an Gewinn zu denken. Unterm Strich verblieb ein ärgerliches, weil unnötiges 3½:4½.

Am anschließenden spielfreien Nachmittag ging jeder seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Die Jungs spielten Fußball, die Mädels spazierten in die Innenstadt und Roman ging schlafen. Die Auslosung zur 5. Runde wurde auch irgendwann veröffentlicht und wir nahmen mit Erstaunen zur Kenntnis, dass wir zum dritten Mal in Folge MP-mäßig heruntergelost wurden, diesmal gegen Mecklenburg-Vorpommern. Diese hatten sich bis dahin angesichts Startranglistenplatz 15 sehr gut geschlagen und es war nicht anzunehmen, dass wir das 8:0 aus dem Vorjahr wiederholen würden. Recht bald trudelten jedoch die Punkte eins bis drei ein. Dann gewann Tessa, deren Gegner in eine geschickt gestellte Falle lief. Mirjam, Konsti und Ruben standen gleichfalls besser bis auf Gewinn, nur Alex stand leicht bedenklich. Dann gelang es Ruben jedoch, seinen Mehrbauern wieder einzustellen - Remis. Dafür gelang Alex noch die Wende.

Nach dem vormittäglichen 7½:½ wartete mit Bayern am Nachmittag ein Team auf uns, gegen das wir seit 2012 bei jeder DLM verloren hatten. Allerdings immer mit dem Vorzeichen, dass wir nominell Außenseiter waren. Dies war heute umgekehrt. Die Zeit für die Vorbereitung war wie immer bei Doppelrunden knapp bemessen. Trotzdem  gelang es Konsti, eine angestrebte Najdorf-Stellung zu erhalten, die ihm als Weißen stabilen Vorteil verschaffte. Der volle Punkt ließ dann allerdings lange auf sich warten. In der Zwischenzeit hatte Mirjam trotz eher missglückter Eröffnung recht schnell gewonnen, Richard nach gleichfalls missratener Eröffnung verloren. Nach Heikes Remis schlugen die Matchwinner Alex und Ruben zu: Eigentlich war auf ihren Brettern nur ein halber Punkt zu sehen, doch taktisches Auge (Ruben) und bessere Endspieltechnik (Alex) erbrachten einen Doppelpunkt. Da konnte man am Ende auch verschmerzen, dass Leo verlor und Tessa ihre Gewinnstellung nicht in den vollen Punkt ummünzen konnte.

In der Schlussrunde kam es zum Showdown: In den Paarungen Sachsen (9) - Baden 1 (10), Hessen (8) - Berlin (10), Niedersachsen (8) - Rheinland-Pfalz (7), Schleswig-Holstein (8) - Sachsen-Anhalt (6) wurde die Medaillenvergabe entschieden. Für uns bedeutete nur ein Sieg eine sichere Medaille, also wurde trotz der ELO-Außenseiterrolle offensiv vorbereitet. Richard überraschte seinen Gegner mit der  Aljechin-Verteidigung und erreichte zügig eine Gewinnstellung. Auch Konsti und Tessa standen zeitig gut bis sehr gut. Letztere brachte uns dann auch in Führung. Ihr Angriff mit Schwerfiguren bei ungleichfarbigen Läufern erledigte den gegnerischen König. Richard stellte dann jedoch leider seine Partie einzügig weg. Danach trafen Mirjam und Ruben mit 1½ Punkten im Analyseraum ein. Ruben hatte die gegnerische Initiative geschickt ausgebremst, Mirjam den Vorteil des Läuferpaares schön verwertet. Es folgte der große Auftritt von  Kapitän Leo. Nach eigener Aussage gelang ihm seit zwei Jahren mal wieder ein Königsindisch-Schwarzsieg. Nach diesem Big Point war der erhoffte Sieg greifbar nahe, denn Alex und Konsti hatten unverlierbare Endspiele erreicht. Beim Stand von 4½:2½ vergab dann zwar Heike noch einen halben Punkt, doch die Silbermedaille (Berlin hatte sicher gewonnen) war uns nicht mehr zu nehmen. Baden rettete trotz der Niederlage noch die Bronzemedaille.

Grundlage des Erfolgs war wie schon in den letzten Jahren mannschaftliche Geschlossenheit, diszipliniertes Auftreten und der Spaß, der durchaus nicht zu kurz kam. Natürlich half auch, dass niemand komplett außer Form war. Mirjam und Konsti waren die
fleißigsten Punktesammler, wichtige Punkte kamen jedoch von allen acht Teammitgliedern. Roman und mir hat es wieder großen Spaß gemacht, mit ihnen zusamenzuarbeiten.

Auf ein Neues nächstes Jahr in Würzburg (2.-7.10.18).